Ob thematisch, chronologisch oder nach Herkunft – jedes Museum hat eine Ordnung. Welche Ordnungen sind das im Bode-Museum und wieso ist das so? Dieser Frage gingen Schüler*innen der Grunewald-Grundschule nach und entwickelten anschließend eigene, alternative Ordnungssysteme und Kategorien. Es entstanden Foto-Collagen, Videos und musikalische Kompositionen zu ihren Begriffen, die alphabetisch geordnet als Archiv auf einer wachsenden, öffentlich zugänglichen Webseite versammelt sind. Hier werden neue Blicke einer jungen Besucher*innengruppe auf das Museum eröffnet, die nicht selten dazu einladen, auch das bisher kaum Betrachtete in den Fokus zu nehmen. Norbert Lang, einer der beteiligten Workshopleiter*innen, reflektiert die Idee des Museums-ABCs.
lab.Bode möchte den kunsthistorischen Kanon des Museums erweitern, die Museumspraxis und -erfahrung verändern und dadurch vielfältige Auseinandersetzung mit Kunstwerken und Objekten ermöglichen. So geht es nicht vorrangig um die Vermittlung von Wissen durch das Museum. Schüler*innen werden vielmehr als Wissensträger*innen eingebunden und Skulpturen gemeinsam zum Sprechen gebracht. Wenn Kunstvermittlung einen Rahmen für Austausch und Beziehungen schafft, können Vermittlung und Lernen als ein gemeinschaftlicher Prozess etabliert werden, in dem auch das Museum eine lernende Institution ist, die ihre Machtstrukturen zur Disposition stellt.
Über den Unterschied von Wissen und Bildung sowie das Potential von transformatorischen Bildungsprozessen spricht Hans-Christoph Koller. Wie die Strategie des Verlernens als Bildungsprozess verstanden werden kann, diskutieren María do Mar Castro Valera und Nikita Dhawan. Aus der Perspektive der Museum Studies fragen Sharon Macdonald und Michael Beaney, was Museumsobjekte überhaupt sind und was es bedeutet, mit ihnen zu sprechen. Anhand des Projekts Talking Feet reflektieren wir, wie künstlerische Arbeitsweisen transformatorische Bildungsprozesse ermöglichen und alternatives Wissen durch verschiedene Stimmen im Museum hörbar wird.
Beispiele für weitere Schulprojekte
Neben „Talking Feet“ gibt es weitere lab.Bode-Schulprojekte, in denen Schüler*innen als Wissensträger*innen aktiv eingebunden sind. Das „Bode-ABC“ stellt neue Ordnungssysteme für das Bode-Museum vor und sensibilisiert damit für die Konstruktion des Museums. Durch alternative Saalzettel von Schüler*innen erweitert „Dichter dran!“ die Narrationen im Sammlungsrundgang. Fragen der Repräsentation wurden mit der Ausstellung „anders sein“ verhandelt, in der Porträtbüsten der Schüler*innen die Exponate im Bode-Museum ergänzten.
Ausführliche Reflexionen zu den genannten Projekten finden sich in den Themenfeldern Mehrstimmigkeit herstellen und Diskriminierungskritisch arbeiten.
Was erzählt das Museum von seinen Objekten und wie könnten alternative, fiktive Erzählungen aussehen? Gemeinsam mit Schriftsteller*innen erprobten Schüler*innen des Herder-Gymnasiums das Schreiben über Objekte beziehungsweise vom Objekt aus. Entstanden ist eine Textsammlung, die als Saalzettel zum Mitnehmen in den Ausstellungsräumen des Bode-Museums platziert wurde und neue Perspektiven auf die Objekte ermöglicht.
Ausgehend von den Themen „anders sein“ und „Gerechtigkeit“ reagierten Schüler*innen der 7. Klasse des Thomas-Mann-Gymnasiums während einer Projektwoche auf die Ausstellung Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum. Die Schüler*innen fragten danach, was es heißt „gleichwertig“ und „anders“ zu sein und brachten die Exponate sowohl inhaltlich als auch praktisch mit ihren persönlichen Lebenswelten in Verbindung. Aus den Projekterfahrungen resultieren folgende Fragen: Wie lässt sich in einem rassistischen Ausstellungskontext rassismuskritisch arbeiten? Welche Herausforderungen treten dabei auf? Und wie können wir ihnen begegnen?