Kulturstiftung des Bundes Staatliche Museen zu Berlin – Preußisher Kulturbesitz

lab.Bode versteht das Museum als einen öffentlichen Ort der Gemeinschaft, des Austauschs und des gesellschaftlichen Engagements, in dem aktuelle Themen verhandelt werden. Warum und wie Museen gesellschaftspolitische Verantwortung übernehmen können und sollten, beleuchten Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola in ihrem gemeinsamen Text.

Einige Beitragende aus der lab.Bode-Vortragsreihe SET haben wir ebenfalls unter diesem Aspekt gebündelt: Wie sehen sie die Rolle des Museums für die Gesellschaft?

Welchen Beitrag können Kunst und Kunstvermittlung bei der Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen leisten? Welche Fragen sind für die Schüler*innen von Bedeutung? Um diese Perspektive ins Zentrum der vermittlerischen Praxis von lab.Bode zu rücken, haben wir ein Vermittlungs-Werkzeug entwickelt: den Themenfächer. Einen Text zur Entstehung und Inspiration zu dessen Anwendung gibt es im Bereich WIE kann eine Vermittlungspraxis mit Gegenwartsbezügen und von gesellschaftlicher Relevanz aussehen?

Außerdem dokumentieren und reflektieren wir hier das lab.Bode-Projekt „Haltung zeigen“, das an der Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung angesiedelt ist.

Warum sollte das Museum seiner Verantwortung als gesellschaftlicher Akteur gerecht werden?
Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola (Museum Studies, University of Leicester) verstehen Museen als Akteure, die die Gesellschaft nicht nur widerspiegeln, sondern aktiv mitgestalten und beeinflussen. Die spezifischen Eigenheiten des Museums bilden für die Autor*innen die Grundlage, um die Potentiale von Museen für gesellschaftliches Engagement zu formulieren und sie aufzufordern, sich für mehr Demokratie, Gerechtigkeit und Inklusion einzusetzen.
Gesellschaftlich relevant sein – zu diesem Themenfeld werden hier Videos verschiedener SET-Veranstaltungen in ihrer chronologischen Reihenfolge gezeigt: Christian Greco (Museo Egizio, Turin), Noura Dirani (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), David Anderson (National Museum Wales) und Alistair Hudson (Manchester Art Gallery) zeigen ihre Perspektive auf das Museum und dessen Rolle für die Gesellschaft auf.
Wie kann eine Vermittlungspraxis mit Gegenwartsbezügen und von gesellschaftlicher Relevanz aussehen?
Welche Themen lassen sich im Museum und in Museumssammlungen finden, die von aktueller, gesellschaftlicher Relevanz sind? Was bewegt junge Menschen in ihrem Alltag? Welche Themen sind für sie bedeutsam? lab.Bode hat gemeinsam mit Schüler*innen, Lehrer*innen, Museumsmitarbeiter*innen und Expert*innen aus dem Bereich Bildung und Vermittlung einen Themenkatalog zusammengestellt, der bei der Projektentwicklung Anstöße und Ideen gibt.
Im Projekt „Haltung zeigen!“ haben Schüler*innen ausgehend von Objekten aus der Sammlung des Bode-Museums ihre eigene politische Botschaft entwickelt. Was bedeutet es heute, mutig zu sein? Welche Themen sind uns wichtig? Wofür stehen wir ein? Im zweiten Teil ging das Projekt raus auf die Schulhöfe der Partnerschulen. Austragungsort war ein Zelt, in dem über Reproduktionen der Kunstwerke das Projekt für alle Schüler*innen der Schule zugänglich war.

Das Museum als gesellschaftlicher Akteur

Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola (Museum Studies, University of Leicester) verstehen Museen als Akteure, die die Gesellschaft nicht nur widerspiegeln, sondern aktiv mitgestalten und beeinflussen. Die spezifischen Eigenheiten des Museums bilden für die Autor*innen die Grundlage, um die Potentiale von Museen für gesellschaftliches Engagement zu formulieren und sie aufzufordern, sich für mehr Demokratie, Gerechtigkeit und Inklusion einzusetzen.

Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola

Das Museum als gesellschaftlicher Akteur

Research Centre for Museums and Galleries, University of Leicester, September 2020

Übersetzung aus dem Englischen: Ingrun Wenge

Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte hat sich unser Blick auf die gesellschaftlichen Funktionen, das Potenzial und die Verantwortung von Museen verändert. Die Vorstellung, Museen hätten einen originär kulturellen Auftrag, Aktionsradius und Einfluss – sie wären losgelöst von der sozialen Sphäre, in der sie verortet sind, und in ihrer Aktivität des Sammelns, Forschens und Interpretierens relativ unbekümmert angesichts der Ungleichheiten, Diskriminierungen, Vorurteile und Rechtsverletzungen, die unsere Gesellschaften kennzeichnen – wird zunehmend als unhaltbar und unvertretbar betrachtet.

Die Tatsache, dass Museen nicht die Gesellschaft widerspiegeln, sondern diese aktiv mitgestalten, wird in der internationalen Museumswelt zunehmend zur Kenntnis genommen. Die professionelle Debatte setzt sich inzwischen mit wachsendem Interesse mit der Frage auseinander, wie Museen, Galerien und Kulturerbestätten gesellschaftliche Diskurse über Gleichheit, Gerechtigkeit und Differenz beeinflussen und mitbestimmen. In umfangreicher Forschungsliteratur werden die Entscheidungen darüber untersucht, was gesammelt wird, wessen Geschichte erzählt wird und wie, wer eingeladen und wirklich willkommen ist und wer in die Lage versetzt wird, an der Produktion von Kultur mitzuwirken (Sandell 2016; Chynoweth et al 2020).

In jüngster Zeit haben die Black Lives Matter-Proteste, die sich, ausgelöst durch die Tötung George Floyds am 25. Mai 2020, weltweit ausbreiteten, alle verbleibenden Zweifel an der Komplizenschaft von Museen an der Reproduktion gesellschaftlicher Macht- und Unterdrückungsstrukturen energisch hinweggefegt. Museen sind durch die Narrative, die sie gemeinsam mit anderen Akteur*innen in ihrem Raum konstruieren und erzeugen, Mitgestaltende eines moralischen und politischen Klimas, in dem manche Menschen mehr Wertschätzung erfahren als andere und in dem Tag für Tag Kämpfe um Gleichberechtigung, Würde, Respekt und faire Behandlung ausgetragen werden. Mittlerweile sehen sich sogar die konservativsten und klassischsten Kulturorganisationen, die ein gezieltes und aktives Engagement in sozialen Fragen der Gegenwart als traditionell außerhalb ihrer Zuständigkeit betrachteten und dies vielmehr als Aufgabe spezieller Menschenrechtsmuseen und Gedenkstätten ansahen, gezwungen, öffentlich die eigene Rolle anzuerkennen, die sie bei der Legitimierung des Lebens bestimmter Menschen und bei der Ausgrenzung, Unterdrückung und Verletzung anderer Menschen spielen.

Derzeit wird zwar kaum bestritten1, dass Museen immanent politisch und intensiv mit den gesamtgesellschaftlichen Strukturen und Praktiken verwoben sind, die das Leben der Menschen prägen, – und dass sie dabei einigen Chancen und Möglichkeiten eröffnen, die anderen wiederum verschlossen bleiben. Weniger Einvernehmen gibt es jedoch darüber, welche Konsequenzen diese Einsicht für die praktische Arbeit der Museen haben soll. Wie also können Museen ihr Denken und Handeln ethisch und sozial verantwortlich ausrichten und ihre Ressourcen so einsetzen, dass sie Ungleichheiten entgegenwirken, Strukturen der Unterdrückung abbauen und zu einer guten Gesellschaft beitragen?

Ausgehend von der Erkenntnis, dass Museen mit dem politischen und gesellschaftlichen Umfeld, in dem sie operieren, untrennbar verflochten sind, betonen die Verfasser*innen die Notwendigkeit für Museen, sich als aktive, achtsame und zielbewusst handelnde gesellschaftliche Akteure zu begreifen. Als Institutionen, die in besonderer Weise dazu beitragen können, unsere Gesellschaften demokratischer, gerechter, diverser, barrierefreier und fairer zu machen und das Leben aller Bürger*innen zu verbessern. Dabei werden vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, Debatten und Beispiele drei zentrale Fragen untersucht:

Worin liegt die gesellschaftliche Wirkungsmacht oder der Einfluss von Museen, und wie tragen sie zur Gestaltung der Welt bei?

Über welche spezifischen Ressourcen zur Bearbeitung aktueller Themen und gesellschaftlicher Probleme verfügen Museen?

Welche Aufgaben ergeben sich aus dem Verständnis von Museen als gesellschaftlichen Akteuren, und was bedeutet das für die Museumspraxis der Zukunft?

Im Folgenden wird beleuchtet, wie Museen, Kulturerbestätten und Galerien aller Art mit ihren jeweiligen Sammlungen, Zielgruppen, Projekten und Führungsstrukturen in Prozesse eingebunden sind, durch welche Teilhabe, sozialer Einbezug und Gleichberechtigung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ausgehandelt werden, und wie Museen selbst zu diesen Prozessen beitragen. Die Verfasser*innen zeigen dabei auf, dass Museen als wirkmächtige Akteure über ein – weitgehend unausgeschöpftes – Potenzial zur Schaffung einer faireren und gerechteren Gesellschaft verfügen.

Die Wirkungsmacht von Museen: Wie Museen die Welt beeinflussen

Die Auffassung, dass Museen gesellschaftliche Akteure sind – und somit die Gesellschaft positiv beeinflussen und gestalten können – ist zunehmend zentraler geworden und wird durch eine Fülle von Forschungsarbeiten zur politischen, ethischen und moralischen Identität von Institutionen belegt.2 Auf der ganzen Welt äußern sich mittlerweile zahlreiche Museen zu der Rolle, die sie dabei spielen, unterschiedlichen Gruppen und Kulturen zu mehr Akzeptanz und Respekt zu verhelfen. In Großbritannien etwa formuliert die Museums Association mit ihrem Leitbild und der damit verbundenen Kampagne „Museums Change Lives“ die Überzeugung, dass Museumsprogramme einen unmittelbar positiven Einfluss auf Menschen, Communitys und die Zivilgesellschaft insgesamt haben. Bestärkt wurden Museen in ihrem ausdrücklich als gesellschaftlich formulierten Selbstverständnis und Stellenwert durch eine kleine, aber relevante Reihe empirischer Studien, die einen erheblichen Einfluss von Museen auf ihr Publikum nachweisen konnten.3

Diese empirischen Studien haben dazu beigetragen, dass wir die Museumsbesucher*innen des 21. Jahrhunderts besser verstehen – etwa die Tatsache, dass Besucher*innen die Inhalte, mit denen sie im Museum konfrontiert werden, nicht passiv konsumieren und unkritisch akzeptieren, sondern vielmehr in einem aktiven Prozess ihre Museumserfahrung verarbeiten. Museen stellen dabei durch sorgfältig arrangierte Narrative, in denen ethisch begründete Positionen zu unterschiedlichsten sozialen Themen transportiert werden, und durch kritische Auseinandersetzung, die Besucher*innen zu eigenen Reaktionen oder Urteilen anregt, für das Publikum eine Ressource dar, mit der sich die Welt der Gegenwart verstehen, hinterfragen und interpretieren lässt. Solche Prozesse mögen komplex und mitunter nur schwer zu erfassen, nachzuzeichnen und zu messen sein, aber sowohl in der praxisbezogenen als auch in der wissenschaftlichen Forschung wird immer deutlicher, dass Museen nicht nur das Individuum in seinem Denken beeinflussen, sondern auch gesellschaftliche Debatten und Diskurse im weiteren Sinne bereichern.4

So konnte etwa gezeigt werden, dass Museen besonders wirkmächtig sind, wenn es darum geht, gesellschaftliche Diskurse zum Thema Differenz zu definieren, zu strukturieren und ihnen einen Ort zu geben (Sandell 2007). Insofern als Museen „einen Rahmen für die gesellschaftliche Verständigung schaffen“, wie Eilean Hooper-Greenhill (2000: 20) es nannte, dienen sie schon seit Langem als Orte, an denen Konzepte der Differenz konstituiert, reproduziert und verstärkt werden. In zahlreichen Studien wurde bereits kritisch darauf hingewiesen, dass Museen dazu tendieren, ausgrenzende und marginalisierende Narrative zu erzeugen, die aktiv zu Prozessen des Othering beitragen und unterdrückerisch und diskriminierend auf solche Gruppen wirken, die den eng gefassten, elitären und dominierenden gesellschaftlichen Identitäten nicht entsprechen und damit letztlich soziale Ungleichheiten verstärken. Angesichts eines zunehmend differenzierten Diskurses zur Museumsethik (Marstine 2011) und eines wachsenden Interesses an der Frage, wie Museen zur Stärkung der Menschenrechte beitragen können, haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer mehr Museen versucht, auf diese Kritik zu reagieren und bei der Darstellung von Differenz einen stärkeren Fokus auf Respekt und Gerechtigkeit zu legen und vielfältige gesellschaftliche Gruppen in den Prozess der Sinnproduktion einzubeziehen. Museen bauen innerhalb ihrer eigenen, örtlich begrenzten und enorm unterschiedlichen Öffentlichkeiten Vertrauensbeziehungen zu ihren Zielgruppen auf, engagieren sich für Werte wie Gerechtigkeit, korrigieren zuvor in ihren Sammlungen und Ausstellungen übersehene oder zu wenig beachtete Benachteiligungen und gelangen so zu einer Neudefinition ihrer Ziele und Arbeitsweisen.

Während die kuratorische Praxis also vielerorts inklusiver geworden ist und sich bei der Darstellung von Differenz stärker um Gerechtigkeit bemüht, werden Forderungen an Museen lauter, sich offener und zugänglicher darzustellen und stärker um jene Menschen zu kümmern, die im Museumspublikum traditionell unterrepräsentiert sind. Heute wird von Museen mehr und mehr erwartet, dass sie sich sozial engagieren und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Viele Besucher*innen, Community-Gruppen und Gleichstellungsaktivist*innen haben inzwischen erkannt, dass Museen mit ihrer Wirkungsmacht und ihrem Potenzial zu den Bedingungen beitragen, unter denen Vorurteile und Diskriminierung bekämpft sowie Gleichberechtigung und Fairness eingefordert werden (Sandell 2016). Vielen Museen eröffnet dieser Wandel spannende neue Möglichkeiten, sich stärker nach außen zu öffnen und nachhaltige Allianzen mit anderen Akteur*innen zu schmieden – etwa in den Themen- und Arbeitsfeldern Gleichberechtigung und sozialem Einbezug, Gesundheit, karitativem Engagement und sozialen Diensten. Durch Partnerschaften dieser Art können gesellschaftlich aktive Museen ihre Relevanz und Wirkung weiter steigern. Und während Museen als relevante Akteure immer sichtbarer in Erscheinung treten, trägt ein wachsender Bestand wissenschaftlicher Arbeiten und deren Anwendung in der Praxis und Sozialpolitik dazu bei, die gesellschaftlich aktive Rolle von Museen weltweit fester zu verankern.

Die spezifische Rolle von Museen und ihr gesellschaftlicher Beitrag

Inwieweit sind Museen also in der Lage, zu sozialer Gerechtigkeit beizutragen? Und über welche spezifischen Ressourcen und Eigenschaften, die sich für mehr Gerechtigkeit und Fairness nutzbar machen lassen, verfügen sie?

 

Museen als öffentliche Räume und „Gegen-Institutionen“

Als bedeutsame öffentliche Räume verfügen Museen über die privilegierte Ressource des physischen Raums. Neuere Forschungen von Suzanne MacLeod (2020) begreifen moderne Museen im Kern als „Gegen-Institutionen“ (Muller, zitiert nach O’Neill 2013: 160), die mit der Absicht geschaffen wurden, dem entmenschlichenden Raum des Kapitals etwas entgegenzusetzen. MacLeod lenkt unseren Blick darauf, wie Menschen potenziell ermächtigt oder aber davon abgehalten werden, Museumsräume aufzusuchen und zu nutzen. Dabei wird deutlich, wie Museumsräume den Zugang zu bestimmten Beziehungen, Wissensbeständen und Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen und zu anderen wiederum verschließen. MacLeod betont die beträchtlichen räumlichen und sozialen Ressourcen, die Museen besitzen und potenziell für ihre Zwecke einsetzen können. Den Fokus richtet sie dabei auf eine Form von Museumsarbeit, die die jeweils eigene Geschichte und eigenen Transpositionen von Museumsräumen würdigt und auf Entwürfe für ein kreatives Leben zielt, um sich spekulativ der Welt zu nähern, in der wir leben wollen, und so Beziehungen, Wissensbestände und Chancen entstehen lässt, die der Fülle des Lebens förderlich sind. Ausgehend von dem Gedanken, dass Museumsräume gezielt so gestaltet werden können, dass sie Möglichkeiten zu einem erfüllten, kreativen und selbstermächtigenden Leben aufzeigen, beschreibt MacLeod außerdem, wie sich in Museen weltweit auf der konzeptionellen und Organisationsebene ein Ansatz etabliert, der die Person zum Maßstab macht, der die persönliche Ebene – und damit einzelne Namen und persönliche Geschichten – in den Fokus rückt und das Programm weniger an internationalen Märkten oder Trends als vielmehr an lokalen Themen und Zusammenhängen orientiert. Solche Museen richten ihr Handeln an einer Ethik der Gleichberechtigung und Teilhabe aus und möchten mit ihrer Arbeit das Leben der Menschen vor Ort bereichern – insbesondere jener, die meist ausgeschlossen, unterdrückt und in Kulturinstitutionen unterrepräsentiert sind. Diese Museen räumen sozialen Beziehungen und Chancen auf gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe Vorrang ein und messen ihren Erfolg nicht an der Zahl der Besucher*innen oder am Jahresumsatz, sondern an den Erfahrungen und dem Nutzen, die den Einzelnen, der Gemeinschaft und der Gesellschaft insgesamt durch das Museum ermöglicht wurden. In seiner ausgeprägtesten Form ist ein solches Museum eine „Gegen-Institution“ – eine gesellschaftliche und räumliche Realität, die der gesamtgesellschaftlichen Ungerechtigkeit und Ungleichheit gezielt entgegenwirkt (MacLeod 2020).

 

Öffentliches Vertrauen und kulturelle Autorität

In einer Zeit, die geprägt ist von zunehmender Sorge über das Aufkommen von Fake News und weit verbreiteten Fehlinformationen sowie von Ängsten über die Rolle der sozialen Medien bei der Spaltung der Gesellschaft, bestätigen Studien immer wieder, dass Museen als Institutionen ein hohes Maß an öffentlichem Vertrauen genießen.5 Zwar ist die Wahrnehmung von Museen als vertrauenswürdige Institutionen nicht in der gesamten Bevölkerung gleich – gesellschaftliche Gruppen, die ausgegrenzt und falsch dargestellt werden, beurteilen die Integrität vieler kultureller Einrichtungen verständlicherweise mit Skepsis und Misstrauen –, aber im Allgemeinen gelten Museen als zuverlässige, glaubwürdige und legitime Informationsquellen mit geringer Anfälligkeit für die politischen Agenden und parteipolitischen Loyalitäten, wie sie für viele Mainstream-Medien kennzeichnend sind.

Dieses außergewöhnlich hohe Maß an Vertrauen bringt freilich eine Reihe von Verpflichtungen, Chancen und Herausforderungen mit sich. Wenn wir feststellen, dass Museen eine wichtige Rolle bei der Prägung gesellschaftlicher Diskurse über Differenz, Gerechtigkeit und Gleichheit spielen, dann obliegt es den Museen, mit ihrer Arbeit aktiv auf sozialen Zusammenhalt, Respekt und wechselseitige Akzeptanz hinzuwirken. Angesichts einer zunehmenden Polarisierung unserer Gesellschaften besteht die Herausforderung für Museen darin, Wege zu finden, wie sie mit ihren Aktivitäten progressive Werte fördern und zugleich ein diverses Publikum in gemeinschaftliche Prozesse des Nachdenkens über anspruchsvolle moralische und ethische Fragen einbinden. Fragen, die zweifellos komplex und Gegenstand einer Vielzahl legitimer Positionen sind.

 

Materielle Evidenz

In Untersuchungen zum gesellschaftlichen Einfluss von Museen wurde der spezifische Beitrag von Sammlungen oftmals vernachlässigt oder unterschätzt. In neueren, auf Studien zur materiellen Kultur gestützten Forschungsarbeiten (Cuzzola 2019) wird jedoch zunehmend die besondere Rolle materieller Objekte zur Wirkung von Museen hervorgehoben. Museumsobjekte berühren alle Facetten menschlicher Existenz, von der Identität über die Kultur bis hin zu Beziehungen. Die für den Museumsbesuch typische physische Begegnung mit materiellen Objekten verleiht Museen potenziell eine stärkere Wirkungsmacht als anderen vermittelnden Institutionen. Das Vorhandensein von Objekten – also „greifbaren Dingen“ – scheint eine wichtige Rolle bei der Konstituierung dessen zu spielen, was Donald Preziosi und Claire Farago als „Faktizität“ des Museums bezeichnen: die Fähigkeit, „Dinge in einer Form darzubieten, die in einem bestimmten zeitlichen und örtlichen Kontext als Fakten lesbar sind“ (2004: 13). Besucher*innenstudien6 haben gezeigt, dass Museen für Menschen besonders dann immersive, emotional intensive Erlebnisse schaffen, wenn sie Begegnungen mit Objekten ermöglichen. Diese affektiven Erfahrungen wiederum können dem Publikum Möglichkeiten der Reflexion, des Lernens und für Veränderungen eröffnen. All dies deutet darauf hin, dass Museen in besonderer Weise das Gros der zivilgesellschaftlichen Institutionen darin unterstützen könnten, aktiv den Vorurteilen und Diskriminierungen unserer Zeit entgegenzutreten.

Aufgaben und Chancen

Wenn wir das Museum also als gesellschaftlichen Akteur begreifen, als zentrale zivilgesellschaftliche Ressource, die die soziale Realität nicht nur widerspiegelt, sondern aktiv mitgestaltet: Welche Aufgaben und Chancen erwachsen hieraus, und wie können Museen die Herausforderungen meistern, die sich unweigerlich daraus ergeben? Denn dieser neue modus operandi von Museen wirft auch eine Reihe von Problemen auf: Wie können sie beispielsweise ihren Standpunkt zu moralischen Fragen ausloten, die die öffentliche Meinung spalten? Wie sollen sie bei potenziell konkurrierenden Repräsentationsansprüchen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen entscheiden? Welche Strategien sind am ehesten geeignet, ein diverses Publikum anzusprechen und einzubinden und Reflexionsmöglichkeiten zu eröffnen, statt Entfremdung und Ablehnung den Weg zu bereiten? Eine einfache Formel dafür, wie sich dieses unbeständige moralische Terrain navigieren lässt, gibt es nicht. Doch zugleich wächst das Bewusstsein, dass der Versuch, gesellschaftlichen, den öffentlichen Diskurs bestimmenden Themen auszuweichen oder mit Schweigen zu begegnen – ebenso wie der Versuch, unparteiisch zu sein –, zunehmend zum Scheitern verurteilt ist.

 

Museen als Partei im Streit

In den letzten Jahren ist die Annahme, Museen seien unparteiisch und unvoreingenommen, umfassend kritisiert worden. Mittlerweile gibt es einen relativ breiten Konsens darüber, dass Museen per definitionem politisch sind, auch wenn dies in Ausstellungspublikationen nur selten eingestanden und dort weiter an ihrer angeblichen Objektivität festgehalten wird. Hierzu schreibt David Fleming: „Bei der Neutralität von Museen hat man es nicht bloß mit dem Vermeiden einer Positionierung zu tun, sondern auch mit der verdeckten Positionsnahme, die sich als Neutralität tarnt.“ „Die Welt,“ so Fleming weiter, „ist voll von vermeintlich neutralen Museen, die vorgeben, überhaupt keine Position zu beziehen, und damit die Öffentlichkeit täuschen“ (2016: 8).

Doch trotz dieser wachsenden Erkenntnis, dass Museen nicht neutral sind, sondern unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln aktiv beeinflussen, wird die Vorstellung, Museen könnten gezielt in öffentliche Debatten eingreifen – das heißt sich um öffentliche und politische Unterstützung für eine bestimmte Vision der Gesellschaft bemühen und sich explizit für Werte wie Gleichheit, Fairness und Gerechtigkeit einsetzen –, von vielen Museumsleiter*innen und -praktiker*innen noch immer als beunruhigend empfunden. So wird das Argument vorgebracht, eine Positionierung zu strittigen Themen sei mit dem traditionellen Gebot der Ausgewogenheit und Überparteilichkeit in der Museumsarbeit unvereinbar und es seien stets beide Seiten einer Kontroverse darzustellen, ohne für eine von ihnen Partei zu ergreifen.

Deshalb präsentieren sich viele Museen, statt ihre Position zu strittigen Fragen der Gegenwart zu artikulieren, lieber als Dialogforum, das unterschiedlichen Meinungen Raum gewährt und Besucher*innen dazu auffordert, sich selbst ein Urteil zu bilden. Dennoch ergreifen Museen ganz zwangsläufig immer wieder Partei: In den meisten Weltregionen sind etwa Befürworter*innen offen rassistischer oder sexistischer Ideologien in Museen nicht vertreten oder werden, falls sie Teil einer Ausstellung sind, die sich mit sozialen und politischen Kämpfen befasst, als verabscheuungswürdig dargestellt, weil sie gegen geltende Menschenrechtsnormen verstoßen.

In seiner Untersuchung der Rolle von Museen im Kontext sozialer Bewegungen plädiert Sandell dafür, die Fixierung auf eine vermeintliche Objektivität aufzubrechen. Er betont den Schaden, den Gemeinschaften erleiden können, wenn die aktuellen Kämpfe für Gerechtigkeit in einer Weise kanalisiert und öffentlich diskutiert werden, dass alle Standpunkte für gleichermaßen legitim erklärt werden. Sandell zufolge sollten Museen ihre Rolle im Hinblick auf zeitgenössische Menschenrechtsthemen – also Black Lives Matter, den Umgang mit Migrant*innen und Geflüchteten, die Gleichstellung von Frauen, Menschen mit Behinderungen, LGBTQ-Communitys, Glaubensgemeinschaften und so weiter – neu definieren: weg von der Idee des Museums als Forum, das zuweilen den Besucher*innen die Aufgabe überlässt, die Legitimität divergierender moralischer Sichtweisen gegeneinander abzuwägen, und hin zu einem Museum als Schiedsrichter (Sandell 2016). Museen müssten, so Sandell, bereit sein, konkurrierende moralische Behauptungen kritisch zu bewerten und sich zwischen ihnen zu entscheiden. Dies können sie tun, indem sie sich für Gleichheit, Respekt und Würde für alle Menschen und gegen Unterdrückung und Diskriminierung, in welcher Form auch immer, positionieren – auch wenn dies im öffentlichen Raum zu Herausforderungen und Kontroversen führt.

Dies ist sicherlich keine einfache Aufgabe, und Museen, die progressive Werte kommunizieren und unterstützen und zugleich vertrauensvolle Beziehungen zu unterschiedlichen Zielgruppen und Communitys aufbauen und pflegen wollen, stehen vor erheblichen Herausforderungen. In aktuellen Streitfragen Position zu beziehen ist zumeist mit zahlreichen komplexen ethischen Dilemmata verbunden und wird durch die Polarisierung der Gesellschaft zusätzlich erschwert – und trotzdem wird eine solche Positionierung derzeit mehr und mehr zu einem wesentlichen Merkmal der Museumspraxis des 21. Jahrhunderts.

Fußnoten
  1. Dies findet seinen Niederschlag z. B. in der aufkommenden professionellen Debatte zur gesellschaftlichen Rolle und Verantwortung von Museen, so etwa auf der Konferenz „Museums and Social Responsibility: values revisited” im Jahr 2020, die vom Deutschen Museumsbund und dem Netzwerk Europäischer Museumsorganisationen (NEMO) (https://www.ne-mo.org/about-us/eu-presidency-museum-conference.html) gemeinsam organisiert wurde, sowie in einem zunehmenden Bewusstsein für den politischen Druck, dem Museumsmitarbeiter*innen mitunter ausgesetzt sind (Marstine und Mintcheva 2020).
  2. Siehe z. B. EuNaMus 2013; Golding 2016; Marstine 2017; Sandell 2016.
  3. Zu einer Auswertung der Forschungsliteratur, die die Wirkung von Museen auf Besucher*innen belegt, siehe Dodd, Sandell und Scott 2014. Eine Reihe umfangreicher quantitativ-qualitativer Besucher*innenstudien zur Interaktion mit und zur Rezeption von Museums- und Kulturerbeprojekten, mit denen Positionen im Bereich Inklusivität und Menschenrechte gestärkt werden sollen, findet sich auch unter https://le.ac.uk/rcmg.
  4. Siehe bspw. Dodd et al. 2018. Dieser Forschungsbericht beinhaltet die Ergebnisse einer Untersuchung zur Rezeption eines öffentlichen Ausstellungsprogramms des National Trust zum Thema LGBTQ. Im Rahmen dieses umfassenden Programms widmeten sich Museen und Kulturerbestätten in ganz England und Wales der Geschichte der gleichgeschlechtlichen Liebe und der Geschlechterdiversität. Das Programm erreichte 353.553 Besucher*innen und generierte über 500 Erwähnungen in den Medien. Zwar wurde in einigen nationalen Zeitungen behauptet, die Art der Auseinandersetzung des National Trust mit LGBTQ-Themen sei bei Mitgliedern der Community, Freiwilligen und der allgemeinen Öffentlichkeit auf heftige Kritik gestoßen, aber eine breit angelegte Befragung zwischen März und November 2017 mit 4.195 Befragten zeigte, dass das Programm von den Besucher*innen tatsächlich sehr positiv aufgenommen wurde. So nahmen 51 % (ein deutlicher Anstieg von zuvor 44 %) der Besucher*innen den National Trust als eine Organisation wahr, die „Geschichten einer vielfältigen Kultur und eines vielfältigen Erbes erzählt“. Eine detaillierte Mixed-Methods-Studie zu 1.683 Besucher*innen-Antworten zeigte, dass 71 % der Befragten es als positiv beurteilten, dass sich der National Trust mit sexueller und Gender-Diversität befasst, und bestätigte zugleich die weitreichende und zum Teil transformative Wirkung des Programms auf die Wahrnehmung und Einstellung von Besucher*innen gegenüber LGBTQ-Menschen.
  5. Eine Studie der American Alliance of Museums ergab, dass Museen in den USA als vertrauenswürdigste Informationsquelle gelten – und damit höher bewertet werden als Lokalzeitungen, gemeinnützige Organisationen, Forscher*innen, die US-Regierung oder Wissenschaftler*innen an Universitäten (American Alliance of Museums 2012).
  6. Siehe z. B. Sandell 2007.
Literaturverzeichnis

American Alliance of Museums (2012): „Museum Facts & Data“. Online unter: http://www.aam-us.org/about-museums/museum-facts [Zugriff: 5.8.2020].

Chynoweth, A., Lynch, B., Petersen, K. und Smed, S. (2020): Museums and Social Change: Challenging the Unhelpful Museum. London: Routledge.

Dodd, J. et al. (2018): „Prejudice and Pride: An analysis of visitor engagement and response“. RCMG/National Trust.

Dodd, J., Scott, C. und Sandell, R. (2014): „User value of museums and galleries: a critical view of the literature“. Online unter: https://le.ac.uk/rcmg/research-archive/engaging-with-museums-1 [Zugriff: 25.9.2020].

EuNaMus (2013): European National Museums: Identity Politics, the Uses of the Past and the European Citizen, Executive Summary. Online unter: https://cordis.europa.eu/project/id/244305/reporting [Zugriff: 25.9.2020].

MacLeod, S. (2020): Museums and Design for Creative Lives. London: Routledge.

Marstine, J. (2017): Critical Practice: Artists, Museums, Ethics. Abingdon: Routledge.

Marstine, J. (Hg.): (2011) Routledge Companion to Museum Ethics: Redefining Ethics for the Twenty-First Century Museum. London und New York: Routledge.

Marstine, J. und Mintcheva, S. (Hg.) (2020): Curating under Pressure: International perspectives on negotiating conflict and upholding integrity. London: Routledge.

Sandell, R. (2007): Museums, Prejudice and the Reframing of Difference. London: Routledge.

Sandell, R. (2016): Museums, Moralities and Human Rights. Abingdon: Routledge.

Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer and Cesare Cuzzola

The case for the socially purposeful museum

Research Centre for Museums and Galleries, University of Leicester. September 2020.

Our understanding of the museum – its social roles, potential and responsibilities – has transformed over the past two decades. The idea of the museum as discretely cultural in its remit, scope and influence – set apart from the broader social world it inhabits; collecting, researching and interpreting in ways that show little concern for the inequalities, discrimination, prejudice and rights abuses that mark our societies – is increasingly recognised as untenable and indefensible.

Today, the museum’s capacity to not simply reflect but to actively shape the social world is much more widely acknowledged across the international museum sector. A rich and growing body of research has explored how museums, galleries and heritage sites of all kinds – through the decisions that are made about what is collected, whose histories are told and how; who is invited in and genuinely welcomed; and who is empowered to participate in the making of culture – shape and inform the conversations that society has about equality, fairness and differences of all kinds (Sandell 2016; Chynoweth, Lynch, Petersen and Smed 2020).

The recent Black Lives Matter protests that have spread around the world, sparked by the killing of George Floyd on May 25 2020, have powerfully swept away any lingering doubts about the museum’s complicity in broader structures of power and oppression. Museums, through the narratives they construct and produce with others in space, contribute to shaping the moral and political climate within which some lives are valued more than others and in which everyday struggles for equality, dignity, respect and fair treatment are played out. Even the most mainstream and conservative of cultural organisations – those that have traditionally viewed purposeful and active engagement in contemporary social issues as beyond their remit, a practice confined exclusively to specialised human rights museums and sites of conscience – have been required to publicly acknowledge their part in legitimising some lives and excluding, oppressing and harming others.

Today, although there is widespread recognition1 that museums are inherently political and powerfully enmeshed in the broader social structures and practices that shape people’s lives – opening up opportunities and possibilities for some whilst closing them off to others – there is rather less consensus around the implications this holds for museum practice. How can museums think and act ethically and with purpose, harnessing their resources to tackle inequalities, dismantle structures of oppression and contribute to the good society?

Starting from the recognition that museums are inextricably bound up with the social and political worlds they inhabit, this paper makes the case for museums as active, mindful and purposeful agents in society; organisations with a unique contribution to make towards creating more democratic and equitable, inclusive and accessible, fair and just societies and enhancing the lives of all citizens. Drawing on recent scholarship, debate and examples, it addresses three key questions.

How can we understand the social agency or influence of museums; the ways in which they shape the world?

What are the particular resources that position museums to tackle contemporary topics and social issues?

What responsibilities stem from this conception of the socially purposeful museum and what approaches might inform its future practices?

By showing how museums, heritage sites and galleries of all kinds – with a variety of collections, audiences, missions and governance structures – are caught up in, and contribute to the processes through which belonging, inclusion and equality are negotiated by diverse groups in society this paper makes the case for museums as powerful – largely untapped – resources in shaping more equitable, fair and just societies.

Museum consequences: how museums shape the world

The idea that museums have social agency – an ability to positively influence and affect society – has become increasingly central to the values of museums and across the world and is underpinned by a wealth of research into the political, ethical and moral identities of institutions2. Across the world, many museums express, in a variety of ways, their role in promoting understanding of, and respect for, diverse groups and cultures. In the UK, for example, the museum’s capacity to act in ways that directly benefit individuals, communities and civic society more broadly is reflected in the Museums Association’s vision and associated campaign – Museums Change Lives. Museums’ confidence in expressing their purpose and value in explicitly social terms has been bolstered by a smaller, but important suite of empirical studies that have evidenced the considerable impact and influence museums have on their audiences3.

These empirical investigations have contributed to an enhanced understanding of 21st century museum audiences, who do not passively consume and uncritically accept the ideas they encounter in museums but are active in making meaning out of their museum experiences. Through carefully crafted narratives that embody ethically-informed positions on a range of social issues, and critical engagements which invite visitors to share responses or exercise judgement, museums provide a resource for audiences to understand, question and interpret ideas about contemporary life. Although these processes are complex and sometimes difficult to capture, trace and measure, a growing body of practice and academic research on this topic points towards the influence that museums can have in both shaping individuals’ ways of thinking and enriching debates and conversations in society more broadly4.

Museums have proven particularly powerful places to frame, inform and host society’s conversations about difference (Sandell 2007). As sites that ‘construct frameworks for social understanding’, as Eilean Hooper-Greenhill (2000: 20) suggests, museums have long served as places in which understandings of difference are constituted, reproduced and reinforced. Numerous studies have critiqued the museum’s pernicious tendency to shape narratives that exclude and marginalise; that are active in processes of othering, that oppress and discriminate against groups that fall outside of narrow, elite and dominant identities and, in doing so, reinforce social inequalities. Against the backdrop of an increasingly sophisticated ethical museum discourse (Marstine 2011) and growing interest in the ways in which museums can advance human rights, the past two decades have seen a growing body of practice that seeks to respond to these critiques, adopting more respectful and equitable ways to portray difference and include diverse communities in processes of meaning-making. Situated within their own localised and hugely varied communities, these museums are reinventing their purposes and practices by nurturing relationships of trust with their constituencies, engendering values of equality and redressing previously overlooked or underacknowledged inequities in their collections and displays.

With a widespread move towards more inclusive curatorial practices and more equitable ways of representing difference, demands for museums to become more accessible, inclusive and attentive to visitors that have traditionally been underrepresented in museum audiences have grown too. Today, there are increasing expectations placed upon museums to be more socially engaged and purposeful – visitors, community groups and equality campaigners increasingly recognise the potency and potential of museums as sites that contribute to the conditions within which the ongoing work to tackle prejudice, discrimination and in which to advance equality and fairness takes place (Sandell 2017). For many museums, this shift has opened up exciting new possibilities to become more outward-looking institutions and to develop powerful and sustained alliances with partners, for example in the fields of equality and inclusion, health care, charity and social services – partnerships that enhance both the relevance and impact of the socially purposeful museum. Moreover, as claims to social agency have become more tangible, a growing volume of scholarly work and its adoption in practice and social policy has cemented the social role of museums across the world.

The unique role and contribution of museums

In what ways are museums equipped to contribute towards social justice? What unique resources and qualities do museums possess that can be harnessed towards greater equity and fairness?

 

Museums as countervailing public spaces

As significant public spaces, museums hold the privileged resource of physical space. Recent research by Suzanne MacLeod (2020) builds on an understanding of modern museums as ‘countervailing institutions’ (Muller cited in O’Neill 2013: 160) established to counter the dehumanising space of capital. MacLeod’s analysis draws attention to how people are potentially enabled or constrained to inhabit and make use of the spaces of the museum and reveals how museum spaces enable some relationships, knowledges and opportunities for experience, and close off others. Highlighting a form of museum making – the shaping of museum space – which acknowledges the histories and transpositions of specific museum spaces and works to design, instead, for creative lives – to speculate on the world we want to live in and to generate relationships, knowledge and opportunities conducive to the fullness of life – MacLeod draws attention to the significant spatial and social resource museums hold and have the potential to harness. Building on the idea of purposefully designing museum spaces that foster full, creative and empowering lives, she also highlights the emergence in museums across the world of an attitude and organisational approach which might be defined as operating at the scale of the personal, where individual names and personal histories matter, where emphasis is not on international markets or trends and is, rather, placed on local issues and relationships. In these museums, an ethics of equitable and inclusive practice drives action and the aim is to add to the lives of local people especially those who are excluded, oppressed and, in cultural institutions, under-represented. In these museums, where social relationships and opportunities for equitable and self-directed experiences take priority, success is measured not in terms of visitor figures or annual turnover, but in the experiences of and benefits to individuals, community and society that the actions of the museum generate. In its most expanded form, this museum is a ‘countervailing institution’, a social and spatial reality which is purposefully counter to the injustice and inequality of the wider society (MacLeod 2020).

 

Public trust and cultural authority

In an age marked by increasing concern over the rise of fake news and widespread misinformation, as well as fears surrounding the part that social media plays in driving social divisions, studies have consistently identified museums as institutions that enjoy high levels of public trust5. Although perceptions of museums as trusted institutions are not even across the population – with communities that have been excluded and misrepresented understandably wary and sceptical around the integrity of many cultural institutions – the idea of the museum as a reliable, credible and legitimate source of information, less prone to the agendas and party political allegiances that characterise many mainstream media, is relatively widely understood.

With this unparalleled trust comes a suite of obligations, opportunities and challenges. If we recognise that museums play a significant part in shaping society’s conversations around difference, fairness and equality, then it is incumbent on museums to work in ways that actively foster social cohesion, respect and mutual understanding. Of course, the challenge for museums in increasingly polarised and divided times, is to find ways to utilise their capacity to foster progressive values, whilst engaging diverse audiences in a collaborative process of thinking through challenging moral and ethical issues that are undeniably complex and subject to a variety of legitimate views.

 

Material evidence

Although accounts of the socially purposeful role of the museum have tended to neglect or underplay the specific contribution of collections, recent research that draws on material culture studies (Cuzzola 2019) has begun to explore the specific role and contribution of objects. Museum objects affect every facet of the human experience, from identity, to culture and relationships. The physical encounter with material objects that typifies the museum experience, potentially lends museums greater impact than other forms of media. The presence and use of objects – the ‘real thing’ – appears to play an important part in constituting what Donald Preziosi and Claire Farago term the museum’s ‘facticity’ – its capacity for ‘presenting things in what in a given time and place may be legible as facts’ (2004: 13). Visitor studies6 have found that the encounter with objects, enhances museums’ capacities to offer especially engaging, emotionally intense experiences. These affective experiences, in turn, can open up in visitors, opportunities for reflection, learning and change, pointing towards a unique contribution that museums can make to efforts by a range of civic institutions to tackle contemporary prejudice and discrimination.

Responsibilities and opportunities

If we recognise the museum as a social institution, a key civic resource that does not simply reflect but is active in shaping the social world, what imperatives and opportunities does this generate and how might museums proceed in navigating the challenges that are inevitably posed? The dilemmas bound up in this emerging practice are many: how, for example, do museums determine their standpoint on moral issues that divide public opinion; how can they choose between potentially competing claims for inclusion; and what strategies are most likely to draw in and engage diverse audiences, opening up opportunities for reflection rather than prompting alienation and rejection? Although there are no straightforward formulae with which to navigate this shifting moral terrain, there is nevertheless a growing awareness that to sidestep, to remain silent on social issues that animate public discourse – or to attempt impartiality – is increasingly untenable.

 

Embracing bias

In recent years, the idea of the museum as impartial and unbiased has been thoroughly critiqued. Museums of all kinds, it is now widely argued, are inherently political, even if this is rarely acknowledged within exhibition narratives that continue to present the museum as objective. As David Fleming has argued, ‘Museum neutrality is not merely the avoidance of a position, it is the covert adoption of a position, disguised as neutrality’. ‘The world’ he continues ‘is full of falsely neutral museums that mislead the public by pretending to adopt no position at all’ (2016: 8).

Yet, despite this increasing understanding of the museum as both non-neutral and active in shaping the way we perceive, think and act, the notion that museums can purposefully intervene in public debate – seeking to build public and political support for a particular vision of society and explicitly lending support for a set of values around equality, fairness and justice – is one that many museum leaders and practitioners still find troubling. Adopting a position on contested issues, it is argued, is incompatible with the long standing preference in museum work for even-handedness and balance – for presenting both sides of an argument rather than advocating support for a particular standpoint.

Rather than articulate an institutional position on contentious contemporary issues, many museums prefer to present themselves as spaces for dialogue in which divergent viewpoints are presented, and in which visitors are invited to make up their own minds. But, of course, museums take sides all the time. In most parts of the world, proponents of overtly racist or sexist ideologies are absent from museums or, where they appear in exhibitions examining social and political struggles, they are presented as abhorrent by virtue of their violation of prevailing human rights norms.

In his analysis of the role that museums play in relation to social movements, Sandell argues for a greater openness to embracing impartiality. He highlights the harm that can be inflicted on communities when contemporary struggles for equality are held up for public debate in ways that give legitimacy to all viewpoints. For Sandell, museums’ engagement with matters that pertain to contemporary human rights – Black Lives Matter, the treatment of migrants and refugees, equality for women, disabled people, LGBTQ communities and faith groups and so on – requires a refinement of the idea of the museum as forum, in which the responsibility for weighing up the legitimacy of divergent moral standpoints is sometimes left to the visitor, towards the idea of the museum as arbiter (Sandell 2016). Museums, he suggests need to be prepared to assess and choose between competing moral claims, declaring their support for equality, respect and dignity for all and opposing oppression and discrimination, in whatever form this takes, even where this generates public challenge and controversy.

This is by no means a straightforward task and there are significant challenges for museums in expressing and building support for progressive values whilst, at the same time, seeking to engage and build relations of trust with diverse audiences and constituencies. Taking a stand on contemporary issues, while often accompanied by numerous complex ethical dilemmas and made increasingly difficult by growing polarisation, is nevertheless becoming an increasingly central feature of twenty-first century museum practice.

Fußnoten
  1. This is reflected in, for example, increasing professional debate around the social roles and responsibilities of museums such as the 2020 conference, Museums and Social Responsibility: values revisited, co-organised by the German Museums Association and Network of European Museum Organisations (NEMO) https://www.ne-mo.org/about-us/eu-presidency-museum-conference.html, as well as increasing awareness of the political pressures experienced by museum professionals (Marstine and Mintcheva 2020).
  2. See, for example, EuNaMus 2013; Golding 2016; Marstine 2017; Sandell 2016.
  3. For an analysis of the evidence that attests to the impact of museums on visitors see Dodd, Sandell and Scott  2014. A series of large scale visitor studies, combining quantitative and qualitative methods to reveal the ways in which visitors engage with and respond to museum and heritage projects that seek to build support for inclusive and rights-based positions can also be found at https://le.ac.uk/rcmg.
  4. See, for example, Dodd et al 2018. This report shares the findings of research into how visitors engaged with a large scale national public programme by the National Trust that celebrated connections at museums and heritage sites in England and Wales to histories of same-sex love and gender diversity. The programme reached 353,553 visitors and generated over 500 press and media mentions. Although some accounts in national newspapers claimed that the Trust’s tackling of LGBTQ themes was hugely unpopular with members, volunteers and the wider public, the large scale survey of visitors between March and November 2017 (n. 4195) revealed a positive impact on visitors with an unprecedented increase from 44-51% of visitors perceiving the National Trust as ‘telling stories of diverse culture and heritage’. A detailed mixed-methods study of audience responses (n. 1683) showed that 71% supported the Trust’s celebration of sexual and gender diversity and revealed the extensive – sometimes transformative – impact on visitors’ thinking and attitudes towards LGBTQ people.
  5. An American Alliance of Museums study found that museums are the most trustworthy source of information in America—rated higher than local papers, non-profits, researchers, the U.S. government, or academic researchers (American Alliance of Museums 2012).
  6. See, for example, Sandell 2007.
Literaturverzeichnis

American Alliance of Museums (2012) ‘Museum Facts & Data’. Online. Available at http://www.aam-us.org/about-museums/museum-facts (accessed 5 August 2020).

Chynoweth, A., Lynch, B., Petersen, K. and Smed, S. (2020) Museums and Social Change: Challenging the Unhelpful Museum, London: Routledge.

Dodd, J. et al (2018) Prejudice and Pride: An analysis of visitor engagement and response, RCMG/National Trust.

Dodd, J., Sandell, R. and Scott, C. (2014), User value of museums and galleries: a critical view of the literature. Online. Available at https://le.ac.uk/rcmg/research-archive/engaging-with-museums-1 [accessed on 25 Sep 2020]

EuNaMus (2013) European National Museums: Identity Politics, the Uses of the Past and the European Citizen, Executive Summary. Online. Available at https://cordis.europa.eu/project/id/244305/reporting [accessed on 25 Sep 2020]

Golding, V. (2016) Learning at the Museum Frontiers, Abingdon: Routledge.

MacLeod, S. (2020) Museums and Design for Creative Lives, London: Routledge.

Marstine, J. (2017) Critical Practice: artists, museums, ethics, Abingdon: Routledge.

Marstine, J. (ed.) (2011) Routledge Companion to Museum Ethics: Redefining Ethics for the Twenty-First Century Museum, London and New York: Routledge.

Marstine, J. and Mintcheva, S. (eds.) (2020) Curating under Pressure: International perspectives on negotiating conflict and upholding integrity. London: Routledge.

Sandell, R. (2007) Museums, Prejudice and the Reframing of Difference, London: Routledge.

Sandell, R. (2016) Museums, Moralities and Human Rights, Abingdon: Routledge.