Kulturstiftung des Bundes Staatliche Museen zu Berlin – Preußisher Kulturbesitz

lab.Bode versteht das Museum als einen öffentlichen Ort der Gemeinschaft, des Austauschs und des gesellschaftlichen Engagements, in dem aktuelle Themen verhandelt werden. Warum und wie Museen gesellschaftspolitische Verantwortung übernehmen können und sollten, beleuchten Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola in ihrem gemeinsamen Text.

Einige Beitragende aus der lab.Bode-Vortragsreihe SET haben wir ebenfalls unter diesem Aspekt gebündelt: Wie sehen sie die Rolle des Museums für die Gesellschaft?

Welchen Beitrag können Kunst und Kunstvermittlung bei der Auseinandersetzung mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen leisten? Welche Fragen sind für die Schüler*innen von Bedeutung? Um diese Perspektive ins Zentrum der vermittlerischen Praxis von lab.Bode zu rücken, haben wir ein Vermittlungs-Werkzeug entwickelt: den Themenfächer. Einen Text zur Entstehung und Inspiration zu dessen Anwendung gibt es im Bereich WIE kann eine Vermittlungspraxis mit Gegenwartsbezügen und von gesellschaftlicher Relevanz aussehen?

Außerdem dokumentieren und reflektieren wir hier das lab.Bode-Projekt „Haltung zeigen“, das an der Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung angesiedelt ist.

Warum sollte das Museum seiner Verantwortung als gesellschaftlicher Akteur gerecht werden?
Richard Sandell, Suzanne MacLeod, Ceciel Brouwer und Cesare Cuzzola (Museum Studies, University of Leicester) verstehen Museen als Akteure, die die Gesellschaft nicht nur widerspiegeln, sondern aktiv mitgestalten und beeinflussen. Die spezifischen Eigenheiten des Museums bilden für die Autor*innen die Grundlage, um die Potentiale von Museen für gesellschaftliches Engagement zu formulieren und sie aufzufordern, sich für mehr Demokratie, Gerechtigkeit und Inklusion einzusetzen.
Gesellschaftlich relevant sein – zu diesem Themenfeld werden hier Videos verschiedener SET-Veranstaltungen in ihrer chronologischen Reihenfolge gezeigt: Christian Greco (Museo Egizio, Turin), Noura Dirani (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), David Anderson (National Museum Wales) und Alistair Hudson (Manchester Art Gallery) zeigen ihre Perspektive auf das Museum und dessen Rolle für die Gesellschaft auf.
Wie kann eine Vermittlungspraxis mit Gegenwartsbezügen und von gesellschaftlicher Relevanz aussehen?
Welche Themen lassen sich im Museum und in Museumssammlungen finden, die von aktueller, gesellschaftlicher Relevanz sind? Was bewegt junge Menschen in ihrem Alltag? Welche Themen sind für sie bedeutsam? lab.Bode hat gemeinsam mit Schüler*innen, Lehrer*innen, Museumsmitarbeiter*innen und Expert*innen aus dem Bereich Bildung und Vermittlung einen Themenkatalog zusammengestellt, der bei der Projektentwicklung Anstöße und Ideen gibt.
Im Projekt „Haltung zeigen!“ haben Schüler*innen ausgehend von Objekten aus der Sammlung des Bode-Museums ihre eigene politische Botschaft entwickelt. Was bedeutet es heute, mutig zu sein? Welche Themen sind uns wichtig? Wofür stehen wir ein? Im zweiten Teil ging das Projekt raus auf die Schulhöfe der Partnerschulen. Austragungsort war ein Zelt, in dem über Reproduktionen der Kunstwerke das Projekt für alle Schüler*innen der Schule zugänglich war.

Der lab.Bode-Themenfächer

Welche Themen lassen sich im Museum und in Museumssammlungen finden, die von aktueller, gesellschaftlicher Relevanz sind? Was bewegt junge Menschen in ihrem Alltag? Welche Themen sind für sie bedeutsam? lab.Bode hat gemeinsam mit Schüler*innen, Lehrer*innen, Museumsmitarbeiter*innen und Expert*innen aus dem Bereich Bildung und Vermittlung einen Themenkatalog zusammengestellt, der bei der Projektentwicklung Anstöße und Ideen gibt.

Greta Hoheisel

Die Entstehung des Themenfächers

lab.Bode hat zu Beginn der Programmlaufzeit 2016 einen Themenkatalog für die Arbeit mit den Partnerschulen im Bode-Museum entwickelt. Ausgangspunkt war die Frage, wie wir in der Zusammenarbeit mit Schulen zu Themen für Projekte kommen können. Orientieren wir uns an den Lehrplänen der Schulen und stellen so fächer- sowie kompetenzbezogenes Arbeiten ins Zentrum? Folgen wir dem gesetzten System des Bode-Museums, das sich entlang chronologischer und geografischer kunsthistorischer Ordnungen sortiert und nehmen diese als Ausgangspunkt für Schulprojekte? Oder müssen wir, wenn wir das Museum als Ort begreifen, an dem aktuelle Fragen und Themen einen Raum bekommen sollen, nicht vielmehr nach Themen außerhalb der bekannten Schwerpunkte in Schule und Museum suchen, ohne diese zugleich völlig aus dem Blick zu verlieren?

Wir machten uns also auf die Suche und befragten unterschiedliche in unsere Projekte involvierte Personen nach für sie relevanten Themen. Ein Bezug zu Museum und/oder Schule konnte, musste aber nicht bestehen.

Wir fragten Schüler*innen: Was ist dir im Moment im Alltag sehr wichtig? Was für Themen interessieren dich gerade generell? Was würdest du gerne im Bode-Museum machen? Wie sollte sich ein Besuch im Bode-Museum vom Unterricht in der Schule unterscheiden?

Wir fragten Lehrer*innen: Welche konkreten Themen, die im Lehrplan Ihres Fachbereichs beziehungsweise Ihrer Fachbereiche eine Rolle spielen, würden Sie gerne in einem Museum mit Ihren Schüler*innen behandeln? Welche Ideen haben Sie für interdisziplinäres Arbeiten in Kunstmuseen? Mit welchen aktuell gesellschaftlich relevanten Fragestellungen und Themen würden Sie sich gerne im Museum auseinandersetzen? Worin steckt aus Ihrer Perspektive das Potenzial des Museums als außerschulischer Lernort für die Schüler*innen, aber auch für Sie und Ihre Kolleg*innen?

Wir fragten Mitarbeiter*innen des Bode-Museums: Welche Themen interessieren Sie im Bode-Museum? Was könnte aus Ihrer Sicht für Schüler*innen an diesen Themen interessant sein? Welche aktuell gesellschaftlich relevanten Themen könnten aus Ihrer Perspektive im Bode-Museum verhandelt werden und welches sind die Anknüpfungspunkte? Welche Möglichkeiten kann das Bode-Museum als Lernort bieten, was die Schule nicht kann? Wenn Sie eine Schulklasse durch das Bode-Museum führen müssten, was würden Sie ihnen als erstes zeigen und warum?

Und wir fragten Expert*innen aus dem Bereich Bildung und Vermittlung: Welche aktuell gesellschaftlich relevanten Fragestellungen und Themen sollten aus Ihrer Perspektive im Museum verhandelt werden? Welches Potenzial haben Museen als außerschulischer Lernort für Schüler*innen sowie Lehrer*innen? Wie könnte man dieses Potential weiter ausbauen? Welchen Themen sollte sich das Vermittlungslabor lab.Bode in Berlin in den kommenden vier Jahren unbedingt widmen?

Aus insgesamt knapp 150 Interviews und Fragebögen generierten wir Themen und versuchten, keines der genannten zu vernachlässigen. Damit handelte es sich nicht um eine repräsentative Umfrage, wir suchten vielmehr nach Impulsen für neue Schwerpunkte. Auch das eher Abseitige, noch nicht Verhandelte, sollte einen Raum bekommen. Unterschiedliche Perspektiven erfuhren so eine Sichtbarkeit (Mehrstimmigkeit herstellen).

Alle Themen clusterten wir und fanden Überthemen, unter welchen sich zahlreiche „Unterthemen“ versammeln. Als Werkzeug entwickelten wir gemeinsam mit Grafiker*innen Fächer, die als Impuls bei der Projektentwicklung eine Rolle spielen können. Die Themenfächer können und sollen erweitert werden. Da sie nur mit einer Schraube verbunden sind, können sie auch neu sortiert werden. In dieser Kachel finden sich auch konkrete Methoden, wie wir mit den Themenfächern in den Schulen arbeiteten.

Die Themenfächer stehen hier zum download zur Verfügung. Zugleich kann unser Vorgehen ein Impuls zur Entwicklung eines eigenen Werkzeugs zur Themenfindung sein.

Der Themenfächer in Anwendung: eine collagierte Bildstrecke, illustriert von Philipp Seefeldt

Wie ist der Themenfächer entstanden und welche Schnittstellen zwischen Jugendlichen, Museumsobjekten und gesellschaftlichen Themen lassen sich finden? Der lab.Bode-Themenfächer und seine Einsatzmöglichkeiten als Werkzeug in der Vermittlungspraxis werden hier sichtbar.

© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
© lab.Bode / Philipp Seefeldt, 2020
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